Was wäre unser Alltag ohne die vielen Memes, GIFs unserer Lieblingsserien oder anderen Fanart-Formen, die wir täglich auf Facebook, Twitter und Co. nicht nur sehen, sondern auch selber teilen? Auf jeden Fall weniger bunt, weniger funny – und unter Umständen bald bittere Realität.
Grund hierfür ist die derzeit heißdiskutierte, umstrittene EU-Urheberrechtsreform. Insbesondere der Artikel 13 mit dem Uploadfilter hat es ordentlich in sich. Dabei ist die eigentliche Intention gar nicht so verkehrt. Schließlich soll das Eigentum von Kreativen im Internet stärker geschützt werden. Vor allem über Social Media uploaden, kopieren, verändern und vervielfältigen User mit wenigen Klicks unglaublich viel Bild- und Videocontent. Und das sekündlich. Wer der tatsächliche Urheber von diesem oder jenem Cat Content oder von dem im Distracted Boyfriend Meme verwendeten Foto ist, weiß im Regelfall leider fast keiner.
Nach der Reform würden künftig die Plattformen für die Inhalte haften, die ihre User hochladen. Automatisierte Filter sollen mögliche Urheberrechtsverletzungen direkt erkennen. Aber kann ein Algorithmus im Gegensatz zu einem Menschen unterscheiden, ob ich beispielsweise in einem Video Ausschnitte aus einem Film gemäß § 51 UrhG korrekt zitiere oder gerade eine Raubkopie verbreite? Im schlimmsten Fall werden solche Inhalte einfach gesperrt und damit wird ebenso unser Recht auf Meinungsfreiheit eingeschränkt.
Aber auch aus Sicht von Datenschützern wird die angestrebte Reform kritisch betrachtet. Sie befürchten ein Oligopol von Internetriesen wie Facebook und Google. Kleinere Dienstanbieter können sich die Programmierung eigener Uploadfilter gar nicht leisten. Dies wiederum hätte zur Folge, dass sie entweder ihre Dienste komplett einstellen oder sich mit größeren IT-Unternehmen zusammenschließen, um auf deren Filtertools zuzugreifen.
Okay, aber tritt die Reform jetzt offiziell in Kraft? Trotz der vielen Proteste auf Europas Straßen und der Stimmen im Internet, die unter #SaveYourInternet, #Uploadfilter und #Artikel13 auf Twitter digital laut wurden und werden, sieht es momentan leider danach aus. Das EU-Parlament hat den Reformvorschlag am 26. März mehrheitlich angenommen. Als Nächstes müssen nun die Mitgliedsstaaten die Einigung erneut bestätigen – voraussichtlich am 9. April. Sollte unsere Bundesregierung ihre Zustimmung verweigern, könnte die Reform in letzter Minute vielleicht noch gestoppt werden. Wir sind extrem gespannt und halten euch bis dahin sowie auch danach auf dem Laufenden.
Redakteur: Stefan Soltau
Quellen:
https://t3n.de/news/der-oberst...